Bewusstseinsstörungen

Den Briten dämmert es allmählich, was da geschehen ist.

Den Brexit-Briten. Oft ziemlich alt und überwiegend aus England. Katerstimmung auf der Insel. Säbelrasseln im EU-Parlament. Zum Glück ist die EM im vollen Gange. Das Achtelfinale ist gerade durch und Island jetzt schon ein Gewinner. England konsequent, auch hier mit dem Exit. Find ich gut. Wie schlagen sich eigentlich unsere Jungs von der Nationalmannschaft? Moment! Es heißt ja nur noch: „Die Mannschaft“. Die Jungs von die Mannschaft also. Politisch korrekt. Orthografisch debil. Alles im Lot. Souverän. Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich auch nicht zu sagen. Italien kommt als nächstes. Der Angstgegner. Logger bleiben isch die Devise. Devisenhandel, für so manch einen in diesen Zeiten, ein sehr einträgliches Geschäft.

Schimanski hat es erwischt. Bud Spencer auch. Mit Blick auf das Alter der beiden, nicht unbedingt überraschend. Bowie, Prince, Westerwelle, Genscher und Peter Lustig. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob in diesem Jahr besonders viele mir bekannte Menschen sterben. Vermutlich ein eher subjektives Empfinden und statistisch schwierig zu ergründen. Die Youtube-Stars meiner Kinder sind mir merkwürdigerweise total fremd. Das sind auch sogenannte Promis. Ich werde wohl alt. Es ist soweit. Apropos Tod. Was passiert eigentlich danach? Wem vererbe ich meinen Facebook-Account und was wird aus meiner Seele? Zwei elementar wichtige und spannende Fragen. Aber Achtung, es geht wieder ans Eingemachte. An unser Ego…

Das Ego wünscht sich so sehr, dass es eine Seele gibt. Den Segen der Wiedergeburt. Nichts ist tröstlicher als dieser uralte Gedanke. Mein Ego kann einfach nicht sterben. Es darf nicht sterben! Einige Religionen bauen darauf auf. Unser Verstand weiß sehr wohl, dass der Körper sterben muss. Das ist etwas was wir erleben und womit wir mehrfach im Leben konfrontiert werden. Es ist real, man kann den Tod anfassen. Und dieses Wissen tut sehr weh, deshalb erschafft man sich dieses Konzept. Kollektiv, eingebrannt in unsere Gehirne. Den Wunsch,  die Illusion von einer Seele. Von einem Körper geht es in den nächsten. Der Glaube an die Reinkarnation. Schimanski returns. Ab jetzt in Ihrem Kino.

Träum weiter!

Alle Geschichten von der Wiedergeburt bleiben vage. Es lässt sich ja auch nicht beweisen. Denn alles, was nicht erlebbar ist, ist eine Geschichte. In unserem Kopf. Nur das, was wir selbst anfassen können, kann am Ende auch als real bezeichnet werden. Ja aber was passiert denn bitte sonst nach dem Tod?! Es kann doch nicht einfach alles, so zack zack, vorbei sein. Tut mir leid, hier fehlt mir wohl einfach nur Phantasie. Körper gehen und Körper kommen. Egos gehen und Egos kommen. Milliardenfach. Aber sind es doch niemals dieselben. Genauso wie unsere Gedanken. Wenn ich einen Gedanken gedacht habe und diesen direkt nochmal denke, dann ist es nicht mehr das Gleiche. Und schon gar nicht dasselbe.

Dinosaurier und Aliens. Vergangenheit und Zukunft. Das ist noch ein anderes merkwürdiges Konzept: Die Zeit. Kennen nur wir Menschen. Frag mal ein Schaf nach der Uhrzeit. Oder eine Eintagsfliege, was sie am Wochenende so treibt. Wir sind alle für uns, als Individuum gesehen, immer nur hier. Ob im Flugzeug, auf der Arbeit oder im Keller. Wenn wir womöglich in unseren Gedanken in Paris oder New York verweilen, wir kommen nie weg aus dem Hier.

Und zu allem Übel geschieht das, was wir im Hier so erleben, immer genau nur jetzt. Weder gestern, noch morgen, es kann immer nur genau in diesem einen Moment etwas geschehen. Jetzt. Genau jetzt tippe ich diese Worte ein. Schon jetzt ist das nicht mehr relevant. Jeder Gedanke an Zeit, ist am Ende sogar selbst wohl nur vergeudete Zeit. Aber so tickt unser Gehirn nicht. Es braucht Konzepte. In unserem Alltag ist das Konzept der Zeit durchaus nützlich. Auch wenn jeder hier in Brasilien zu spät kommt. Verabreden tut man sich dennoch immer wieder. Wir brauchen Konzepte, wir lieben Konzepte. Ich kann mich davon selbst ebenfalls nicht frei machen. Aber an vielen Stellen behindern sie uns. Machen uns regelrecht bewusstlos.

Wenn es nun wirklich keine Seele gibt, dann ist also mit dem Tod einfach alles zu Ende. Oje, welch grausamer Gedanke. Ach hallo, da sind sie ja auch schon wieder. Gedanken. Ohne Euch geht es nicht. Und das ist auch gut so! Man kann sich nämlich seiner Gedanken durchaus bewusst werden. Sie beobachten und staunen. Sie akzeptieren. Sie aber nicht als unumstößliche Wahrheit hinnehmen. So wie die vielen Konzepte, die sich aus Gedanken entwickelt haben.

„Die Suche nach der Wahrheit ist die gefährlichste aller Unternehmungen, da sie die Welt, in der du lebst, zerstört.“

(Nisargadatta Maharaj)

Ja und mein Facebook-Account wird wohl irgendwann einfach verschwinden. Kein Likes von mir, kein Spaß mehr für Mark Zuckerberg. Ich werde gelöscht. Wir alle werden gelöscht. Irgendwann.

Machs gut Schimanski!

 

Hinterlasse einen Kommentar