Kurzarbeit

Mach mal Feierabend!

Dies war einer der letzten Sätze, die ich an meinen Kollegen richtete. Keine zwei Wochen ist es jetzt her, das wir miteinander gesprochen haben. Skype, eine so nützliche Erfindung in dieser globalen Welt. Von Bonn nach Rio, von Rio nach Bonn. Funktioniert wunderbar, als säße man sich direkt gegenüber. Gestern habe ich erfahren, dass Mik von uns gegangen ist.

Tod.

Ein ungutes Gefühl machte sich unvermittelt in der Magengegend breit. Fragen kommen hoch. Viele Fragen! Was ist passiert? Wieviel Stress verkraftet ein Körper? Warum arbeiten manche bis zur Erschöpfung? Hätte man das alles irgendwie abwenden können? Und so weiter und so fort. Selbst wenn man dies alles ergründen würde, es ändert leider nichts am eigentlichen Umstand. Der Tod ist ein unumkehrbares, endgültiges Ereignis. Klingt logisch. Ist logisch. Erledigt?

Nein! Es ist es ungemein wichtig Trauerarbeit zu leisten. Mit allem was dazu gehört, wie Bestürzung und Verzweiflung. Und dem Stellen von diesen verflixten Fragen: Wieso? Weshalb? Warum? Aber am Ende ist es genauso wichtig, diese „Arbeit“ mit der Trauer, abschließen zu können. Und dies gelingt vielen von uns einfach nicht, weil sie nach einem Täter suchen. Erst wenn die Täterillusion verschwindet, wird die Wut weichen. Denn es wird klar, dass da draußen niemand ist, auf den du wütend sein könntest. Es plagen dich auch keine möglichen Schuldgefühle. Erst dann kannst du so richtig Feierabend machen! Es tritt wieder Frieden ein. In dein kurzes Leben.

Leben.

Jeder ist an allem Schuld. Wenn jeder das wüßte, hätten wir das Paradies auf Erden.

(Fjodor Michailowitsch Dostojewski)

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