Es gibt Menschen, die glauben an ein Leben nach dem Tod. Sie freuen sich auf ein schönes Leben im Paradies. Obwohl es dann eigentlich heißen müsste, auf einen schönen Tod im Paradies. Irgendwie etwas paradox. Vorstellungen über dieses Paradies gibt es wie Sand am Meer, es ist aber immer besser als die momentane Realität. Manche leben nach sehr strengen Regeln, um dann auch wirklich am Ende des Lebens, das Ticket zum Paradies zu bekommen. Einige bringen sich sogar um, für diesen Gedanken an ein Leben nach dem Tod. Und reißen dabei andere Menschen direkt mit aus dem Leben. Ganz Klasse.
Mir persönlich ist der Glaube und die Vorstellung an ein Paradies zu wenig. Verlockend und praktisch ist das alles ja irgendwie schon, ganz klar. Aber auch ziemlich riskant! Wenn es nicht stimmt, was verpasste ich dann womöglich in meiner kurzen Lebenszeit? Was wäre, wenn nach dem Tod, einfach mal, genau gar nichts passiert? All die Sorgen, über angebliche Sünde und all die womöglich getane Buße, wären dann ja völlig umsonst gewesen. Furchtbar!
Ich versuche daher lieber täglich, meinem Leben ein Maximum an Qualität zu verpassen. Ohne einen riesigen Katalog an Geboten. Oder gar Verboten. Ich lasse mich ein Stück weit treiben. Das Ganze ist natürlich total geprägt, durch die meinem Ego anerzogenen Moralvorstellungen. Geprägt von Eltern und Lehrern. Ganz allgemein von der Gesellschaft in der man aufwächst. Da bekommt man ja einiges mit auf den Weg, gerade zu Beginn seines Lebens. Aber vieles davon sollte hinterfragt werden. Manchmal muss man was ausprobieren, bevor man entscheiden kann, ob es wirklich schlecht ist. Ist fast wie beim Essen. Einige Dinge die dann so geschehen, sind super gut. Andere natürlich nicht so sehr. Auch peinliche Situationen muss man aushalten können. Enttäuschungen lassen sich nicht vermeiden. Und manche Sachen kann man, auch beim besten Willen, überhaupt nicht tun. Lässt das Ego einfach nicht zu. Totalverweigerung. Wie der Brechreiz, den man bekommt, wenn die Speise die man zu sich nehmen soll, dem Geruchssinn völlig zu wider ist. Und das ist auch gut so. Hat alles (k)einen Sinn.
Eine, zum Glück fast immer ziemlich angenehme Sache, ist das Reisen!
Und damit sind wir direkt bei meinem Kurztrip nach Bahia. Zunächst ging die Reise einen Tag nach Salvador, der ehemaligen Hauptstadt Brasiliens. Heute eine eher typische Großstadt, mit all den Problemen, die es überall sonst auch gibt. Die Wirtschaftskrise ist merklich sichtbar und Bauruinen prägen vielfach das Stadtbild.







Die kleine Altstadt, mit Ihren vielen historischen Gebäuden, versprüht jedoch auch heute noch einen gewissen Charme.




Im Anschluss ging es weiter, auf die nahe gelegene Insel, mit dem Namen: Ilha de Tinharé. Durch den starken Seegang musste auf dem Hinweg ein Teil der Strecke mit dem Bus zurückgelegt werden. An ruhigen Tagen, wie beim Rückweg, fahren Fähren von Salvador zum Hafen der Insel. Morro de São Paulo heißt der dazugehörige bekannte Ferienort, er liegt im Norden der Insel. Dort herrscht im Allgemeinen relativ viel touristischer Trubel, in der jetzigen Jahreszeit ist es aber eher ruhig.



Da im Ortskern Auto- und Fahrradverkehr verboten sind, kann man sich sein Gepäck vom Hafen per Schubkarre zum Hotel fahren lassen. Unser Domizil lag dann aber noch ein ganzes Stück vom Hauptort entfernt, südlich auf der Insel. Es standen daher nochmal 20 Minuten sehr abenteurliche Jeep-Fahrt auf dem Anreiseprogramm. Fast ein wenig wie Safari. Teilweise fragt man sich beim Anblick der wenigen und in extrem schlechten Zustand befindlichen Fahrzeuge, wie diese es überhaupt noch schaffen, sich vorwärts zu bewegen. Quasi in der Wildnis, tauchte plötzlich die Zufahrt zu dem sehr gepflegten Hotel auf. Es erinnert wohl ein wenig an Bali, meinten meine überaus angenehmen Reisegefährten.


Verdammt! Bali fehlt mir noch, packe ich direkt auf meine Liste. Und nachdem am ersten Tag noch Regen vorherrschte, riss am zweiten Tag dann, wie bestellt, der Himmel auf. Es ist so schön, wenn man durch das seichte Wasser in Ufernähe watet. Mit Blick auf die herrliche Palmenlandschaft und dazu ein leichter Wind, der einem eine milde Prise Luft entgegen pustet. In diesen Momenten fühlt man sich auch auf dieser Erde und in diesem Leben, wie im Paradies. Ohne unnötige Wartezeit. Jetzt.







Und unser Gehirn ist zum Glück sehr einfach gestrickt. Jedes Mal wenn ich mir die Bilder ansehe, dann kann ich in meiner Erinnerung genau dieses Gefühl neu erleben. Den Wind spüren. Die salzige Luft schmecken. Wunderbar!
Manchmal lasse ich mich so gern verarschen…
