Der vierte Advent liegt hinter uns, nur noch wenige Tage dann ist es mal wieder geschafft.
Endlich Weihnachten!
Doch was verbinde ich eigentlich mit diesem Fest? Religion spielte in meiner Familie nie eine Rolle, sodass mir lange noch nicht mal der Begriff „Christkind“ geläufig war. Nichts mit Krippe und Jesus, nur ein dicker Mann mit rotem Anzug und weißem Bart. Und natürlich Geschenke! Als Kind bekam ich eingeredet, dass man in den Wochen vor Weihnachten unbedingt artig sein soll. Der Weihnachtsmann schaut heimlich bei allen Kindern ins Fenster und sieht natürlich, wenn man nicht artig ist. Eine Rute gibt es im schlimmsten Fall! Gedichte oder Lieder sollen den Weihnachtsmann bei seinem möglichen persönlichen Besuch freundlicher stimmen. „Packe Deine Rute ein, ich will auch immer artig sein.“
Für mich war diese Geschichte schon relativ früh nur noch ein Aberglaube. Im Alter von etwa 4 Jahren beobachtete ich im Kindergarten einen Weihnachtsmann, welcher die gleichen Schuhe an hatte wie mein Vater. Dumm gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Wissen behielt ich aber noch sehr, sehr lange für mich, sodass weiterhin jedes Jahr ein großes Aufsehen rund um den Weihnachtsmann gemacht wurde. Warum sollte ich mein Geheimnis auch verraten, am Ende würde es vielleicht keine Geschenke mehr geben. Das wäre fatal. Wurden Ende des 19. Jahrhundert wohl vielfach eher immaterielle Wünsche geäußert, so hat sich dies in den letzten einhundert Jahren drastisch verändert. Weihnachten ist der Orgasmus des Kapitalismus, daran besteht wohl kaum noch ein Zweifel. Nikolaus und Osterhase sind auch super, aber eher unbedeutend im Vergleich zum weihnachtlichen Großereignis. Besonders gelungen finde ich persönlich übrigens die Idee des Valentinstag. Auch kinderlose Paare werden hier zum Konsum animiert, da diese im Allgemeinen ja weniger zu Weihnachten investieren. Wer gibt sich die Blöße ohne Geschenk zur Liebsten nach Hause zu kommen! „Du liebst mich ja scheinbar gar nicht, oder warum hast Du mir nichts gekauft?!“ Perfide und zugleich geniale Idee. Geburtstage, Muttertag und Halloween, es finden sich so viele Anlässe für einen kleinen Besuch in den Shoppingmeilen, oder zum Stöbern im Internet, bei den einschlägigen Konsum-Portalen.
Zurück zum Weihnachtsfest. In Deutschland hat sich der 24. Dezember zum Tag des Schenkens entwickelt. In den meisten anderen Ländern ergießt sich die Lawine aus Weihnachtsgeschenken erst am 25. Dezember, teilweise sogar erst im Januar. Verwirrend. Viele versuchten mir nahe zu bringen, Weihnachten ist ursprünglich als Fest der Liebe und Familie gedacht gewesen. Das mit den Geschenken sei im Grunde genommen sogar überflüssig. Ach wirklich? Über die Jahre hinweg ist bei mir eher der Eindruck entstanden, dass Weihnachten die Zeit im Jahr ist, in der besonders viel gestritten wird und der Haussegen öfter mal schief hängt. Wenn einmalig an diesen Tagen die gesamte Familie zusammen kommt und Alkohol in Massen fließt, scheinen Konflikte irgendwie auch vorprogrammiert zu sein. Und nicht nur unter den Erwachsenen kommt es zu Streit. Daher ist die Idee des Schenkens vielleicht gar nicht so übel, das stimmt dann vielleicht den ein oder anderen doch noch fröhlich. Kann auch schief gehen, klar. Anstatt des Shooter-Spiels für die Playstation gab es braune Unterwäsche aus dem Quelle-Katalog. Welches Kind kann da seinen Unmut verbergen? Gibt es dann noch Geschwister, wird natürlich auch untereinander erbarmungslos verglichen. Tränen sind nicht selten. Von wegen, Fest der Liebe.
Wenn ich das ganze Jahr keine Liebe gegeben oder empfangen habe, warum sollte sich dies dann ausgerechnet am Jahresende ändern? An diesem einen Tag? Vielleicht aus dem Glücksgefühl heraus des Schenkens, also doch ein Zusammenhang? Das Glücksgefühl aus dem Kaufrausch verwandelt sich irgendwie in Liebe? Klappt leider nicht. Auch wenn ich wohl mehrere Tausend Euro in Geschenke investiere, so macht dies leider niemanden glücklicher am Ende. Mich nicht, den Beschenkten nicht. Noch nicht mal den Besitzer der Shoppingmeile, der an uns immerhin gutes Geld verdient hat in diesen Tagen. Leider wurde im Rest des Jahres zu wenig gekauft, sodass trotz des Weihnachtsgeschäftes am Ende nur eine Kündigung im Briefkasten steckt. Natürlich erst nach dem Fest der Liebe. Aber immerhin noch pünktlich vor Sylvester, damit es mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr kombinierbar wird. Eine nette Geste, oder? Ick meld ma!
„Es ist das Befrieden von Wünschen, welches das Elend schafft. Von Wünschen frei sein, ist grösster Segen.“ (Nisargadatta Maharaj)