Klimawandel

Es ist September geworden. Normalerweise ist das die Zeit in Deutschland, wo man so langsam zu der Jacke greifen muss. Nicht in diesem Jahr. Selbst eingefleischte Klimawandelskeptiker, sind gestern wohl auf dem Weg zur Wahlurne etwas ins schwitzen gekommen. Sogar mir hier im kühlen Hochland Kenias wurde es etwas warm, beim Blick auf die erste Hochrechnung.

Die AfD hat jeden vierten Brandenburger oder Sachsen überzeugt. Ist nicht Euer ernst. Ich würde ja diesen Haufen direkt voll in die Verantwortung nehmen und mit regieren lassen. Dann schauen wir mal, wie es in 5 Jahren aussieht. Anders begreifen es die Leute nicht. Was völkischer Nationalismus anrichten kann scheinen viele in diesem Sommer, 80 Jahre nach Kriegsbeginn, durch Hitze und übermäßigen Bierkonsum einfach mal vergessen zu haben. Protestwähler. Merkel muss weg. In Sachsen glaubte man ja ziemlich lange an die CDU. Helmut und die blühenden Landschaften. Hat eine Weile gedauert, nun dämmert es den Leuten. Die Demografie tut ihr übriges. Der Nachwuchs wanderte teilweise in den Westen aus und die Zurückgebliebenen schlugen sich vor allem mit Arbeitslosigkeit herum. Langeweile machte sich breit. Fußballclubs oder Karnevalsvereine gehen im Osten nicht gut. Was also tun? Deutscher Stammtisch und Pegida-Demonstrationen. Bei dem ein oder anderen Bier tauscht man sich untereinander aus, oder man geht gemeinsam auf die Straße. Man spricht jedoch nicht über Gott und die Welt. Dafür über Alternativen für Deutschland. Die Migranten sind an allem schuld. Am Ende vermutlich sogar am Klimawandel. In der Tat werden wohl momentan Straftaten in Deutschland überproportional häufig durch Migranten begangen. Absolut gesehen ist die Kriminalstatistik für Deutschland jedoch auch in diesem Jahr weiter rückläufig. Deutsche Straftäter zieht es ja auch eher ins Ausland. In Thailand oder auf den Philippinen kennt man den deutschen Mann gut. Dort heißt Vergewaltigung vielfach einfach nur Prostitution. Das hält die Statistik zu Hause sauber.

Und so feiert man bei der AfD sicherlich noch eine Weile den Wahlerfolg und kann ganz gemütlich aus der Opposition weiter mächtig für Stimmung sorgen. Via Twitter, Facebook und Instagram wird nebenher weiter fröhlich gehetzt, das Projekt absolute Mehrheit läuft von ganz allein. Bei der SPD in Brandenburg herrscht akute Erleichterung vor. So schlimm ist es ja alles doch gar nicht, das gibt wieder total Aufwind für die zukünftigen Wahlen. Genau. In Sachsen nähert man sich rapide der 5% Hürde an. Und in einigen Jahren gibt es womöglich wieder mal eine nie für möglich gehaltene „Machtübernahme“. Wie formulierte es Hitler 1930:

Wir werden auf diesem verfassungsmäßigen Wege die ausschlaggebenden Mehrheiten in den gesetzgebenden Körperschaften zu erlangen versuchen, um in dem Augenblick, wo uns das gelingt, den Staat in die Form zu bringen, die unseren Ideen entspricht.

Alexander Gauland, der heutige AfD-Chef, ist da nicht ganz so verblümt:

Wenn die AfD regiert, werden wir die Grenzen wieder kontrollieren und auch hässliche Bilder in Kauf nehmen.

Mittlerweile wünscht man sich bei solchen Aussichten den raschen Klimakollaps fast schon flehentlich herbei. Wir fliegen daher nächstes Jahr bestimmt mal spontan nach Australien oder Japan. Greta weiß vermutlich noch nichts von der AfD in Deutschland und was daraus erwachsen könnte. Sonst wäre sie vielleicht brav weiter zur Schule gegangen.

Ick meld ma!

2 Kommentare

  1. Freidenker Peter

    These: “… dass die Mehrheitsmeinung ausschlaggebend für politische Entscheidungen ist.”
    Das ist sicher richtig und wichtig. Und es funktioniert, solange die demokratischen Grundstrukturen intakt sind. Sie können aber leider auch bei wachsenden “Wechselstrukturen” (von Unzufriedenen) aufweichen, sich selbst verstärkend durch Populismus und Verblendung (das Wort hat zwar gewisse Ähnlichkeit mit Verblödung, ich verwende es aber in diesem Kontext lieber nicht … 😉 ).
    Es gibt auffällige Assoziationen zur gegenwärtigen Lage der Nation und der Situation Deutschlands in dunklen Zeiten … (ich weiß, solche Vergleiche eignen sich nur bedingt, aber sie haben es auch nicht verdient, verdrängt zu werden).
    wie es damals begann:
    >>Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 wurde die NSDAP mit 18,3 Prozent der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD. (…) Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als Opposition gegen das „System“ wahrgenommen. (…) In „nacktem Populismus“ versprach sie jeder gesellschaftlichen Gruppe, genau ihre Wünsche zu erfüllen. (…) Integrierendes Element dieser widersprüchlichen Forderungen waren der radikale Nationalismus der Partei und ihre Volksgemeinschaftsideologie, die man je nach Publikum unterschiedlich auslegen konnte. (…) Durch ihre breit adressatendifferenzierte Propaganda gelang es der NSDAP, Wähler in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten zu gewinnen. (…) Die Wahlerfolge sind auch auf die erfolgreiche Mobilisierung von Nichtwählern zurückzuführen, welche den bis dahin regierenden Parteien nicht mehr zutrauten, die Weltwirtschaftskrise zu überwinden. (…)
    In dieser Situation gelang es Franz von Papen, den Reichspräsidenten zu einer NSDAP-DNVP-Koalition unter einem Kanzler Hitler zu überreden. Von Papen glaubte, Hitler „zähmen“ zu können. Am 30. Januar 1933 führte dies zur formal legalen „Machtübergabe“ (später als „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten bezeichnet).< https://www.facebook.com/peter.priewe/posts/1842518312452067

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  2. fabiansweltblog

    Hallo Peter!

    Vielen Dank für die Ergänzungen. Sicherlich spielte damals vorallem die schlechte wirtschaftliche Situation den Nazis in die Karten. Nun geht es den Menschen hierzulande heute ja eigentlich recht gut im Vergleich, dennoch verstehen sich viele als „Verlierer“ und genau dort setzt die AfD geschickt an. Der „Schuldige“ ist schnell benannt und schon kann es losgehen mit Hetze und Verallgemeinerungen. Das es keine Schuldigen, ja nicht mal Handelnde gibt, so tief wird die Erkenntnis bei fast allen Menschen nie reifen. Wichtiger ist es daher im Kontext des heute vorherrschenden Weltbildes, auf Verblendung hinzuweisen. Ich bin froh, dass Du da sehr aktiv immer bist.

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